Wir schreiben das Jahr 2200.
In einem stillen Archiv im Kanton Luzern ordnete ein junger Wermelinger — sorgfältig, neugierig, ein Erbe ohne es zu wissen — vergilbte, alte Lokalzeitungen, als er auf einen unwahrscheinlichen Fund stieß:
eine vergessene Erzählung über die Reise von Walter Otto Wermelinger, der 1967 das kleine Willisau in Richtung Brasilien verlassen hatte, auf Einladung eines Nachkommen der ehemaligen Kolonie Nova Friburgo, die 1819 von Schweizern gegründet worden war.
Es war Juli — Schulferienzeit —, und der junge Archivar, bewegt von einem inneren Ruf seiner Ahnen, beschloss, diese Reise nachzuvollziehen.
Bei seiner Ankunft in Brasilien — einem Land, das seit Jahrzehnten zu den 20 am weitesten entwickelten Nationen der Welt gehörte, mit einem lebendigen und anspruchsvollen Tourismussektor — begann er die Suche nach den Spuren seines fernen Verwandten. Es war nicht einfach: Die Hinweise waren spärlich, die Aufzeichnungen verstreut.
Doch er gab nicht auf.
Er entdeckte, nicht ohne Überraschung, dass dieser brasilianische Wermelinger, obwohl er damals nicht zur wirtschaftlichen Elite gehörte, „den Stein ins Rollen gebracht hatte“ — wie eine Luzerner Zeitung 1969 schrieb.
Erfuhr auch von etwas noch Größerem:
Die Familie Wermelinger, gemeinsam mit zwei weiteren schweizerischen Familien, hatte die ersten Kaffeepflanzungen im Bundesstaat Rio de Janeiro eingeführt — ein Unternehmen, das Jahrzehnte später die Wirtschaft und die kulturelle Landschaft der Region grundlegend verändern sollte.
Und das war nicht alles.
Der Bruder dieses Pioniers — ehrenhaft und entschlossen — gewann elf Auszeichnungen beim Abschluss seiner Ausbildung zum Offizier der brasilianischen Luftwaffe und erhielt sogar den Säbel aus den Händen des Präsidenten der Republik persönlich — die höchste Form der Anerkennung und ein Symbol höchster militärischer Berufung.
Beide, jeder auf seine Weise, schienen unter dem Schutz der „Rechten Hand Gottes“ zu stehen — ein Ausdruck, den der junge Schweizer ehrfürchtig in sein Tagebuch schrieb.
In diesem Moment, im Herzen des 23. Jahrhunderts, wurde ihm klar:
Er hatte nicht nur eine Familiengeschichte wiederentdeckt, sondern ein Band neu geknüpft, einen unsichtbaren Faden, der über Jahrhunderte und Ozeane hinweg ein Vermächtnis aus Mut, Aufbruch und Schöpfung webte.
Text von Walter Wermelinger, dem Brasilianer, adaptiert von Tiago Wermelinger.
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