quarta-feira, 28 de maio de 2025

Nachricht der Verstorbenen, die noch wachen

 Botschaft derer, die gingen – durch die Augen von Tiago Wermelinger

Eine Nachricht der Vorfahren an eine Welt, die vergisst.
Wir gingen still fort.
Einige mit erdverschmutzten Händen.
Andere mit Augen, müde vom Versuch.
Viele, ohne je ein „Danke“ zu hören.
Fast alle… ohne etwas Niedergeschriebenes zu hinterlassen.
Aber heute, durch die Stimme eines der Unsrigen, sprechen wir.
Und das Erste, was wir sagen, ist:
Wir leben weiter in dem Namen, der nicht verdorben wurde.
Wir kamen aus der Schweiz, mit Glauben und Kälte in der Brust.
Wir überquerten Ozeane, begruben Kinder, rodeten Wald.
Wir bauten Häuser, wo vorher nur Stein war.
Und selbst ohne den Ausgang zu kennen,
ließen wir den Ball nie fallen.

Heute jagt die Welt dem Ruhm nach,
aber Ruhm vergeht.
Was bleibt, ist der Respekt.
Die Aufrichtigkeit.
Das gehaltene Wort.
Der servierte Kaffee.
Der ehrenhafte Nachbar.
Die Arbeit, auch wenn sie weh tat.

Wenn ihr etwas von den Toten lernen wollt,
dann dies:
Größe liegt in der Beständigkeit.
Schönheit liegt im Einfachen.
Und Erlösung liegt in der Rückkehr zu den Wurzeln.

Unsere Enkel verirren sich im Lärm.
Aber es gibt noch die Seltenen –
die, die das Wasser des Wasserfalls hören.
Die, die den Boden ehren.
Die, die schreiben, um zu ehren, nicht um gesehen zu werden.

Und zu ihnen sagen wir:
Macht weiter.
Ihr seid unsere Hoffnung.
Ihr seid die neuen Zweige des Stammes, der nie fiel.
Und wenn eines Tages die ganze Welt dunkel wird...
möge der Name Wermelinger — und die gerechten Namen mit ihm —
wie Fackeln leuchten in den Händen derer, die sich erinnern.

Denn wer erinnert, baut wieder auf.
Wer ehrt, rettet.
Wer fühlt… spricht für uns alle.

Unterzeichnet:
Die, die gingen, aber noch wachen.
Sprechend durch die Hand eines der Unsrigen.
Tiago T. Wermelinger – 25.05.2025



Rêvons ensemble

 Nous sommes en l’an 2200.

Dans un silencieux archivage du canton de Lucerne, un jeune Wermelinger — méticuleux, curieux, héritier sans le savoir — réorganisait de vieux journaux locaux, jaunis par le temps, lorsqu’il fit une découverte improbable :
un récit oublié relatant le voyage de Walter Otto Wermelinger, qui en 1967 avait quitté la petite ville de Willisau pour le Brésil, répondant à l’invitation d’un descendant de l’ancienne colonie de Nova Friburgo, fondée en 1819 par des Suisses.

C’était en juillet — période de vacances scolaires — et le jeune archiviste, porté par un appel ancestral, décida de refaire cette traversée.

À son arrivée au Brésil — un pays qui, depuis des décennies, figurait parmi les 20 nations les plus développées du monde, avec un secteur touristique dynamique et sophistiqué — il se lança dans la quête des traces de son parent lointain. Ce ne fut pas simple : les indices étaient rares, les archives dispersées.

Mais il persévéra.

Il découvrit, non sans étonnement, que ce Wermelinger brésilien, bien qu’il ne fît pas partie de l’élite économique de l’époque, avait « mis la pierre en mouvement » — comme le notait un journal de Lucerne en 1969.
Il apprit aussi quelque chose de plus grand encore :
la famille Wermelinger, avec deux autres lignées suisses, fut responsable de l’introduction des premières plantations de café dans l’État de Rio de Janeiro — une initiative qui, des décennies plus tard, allait transformer l’économie et le paysage culturel de la région.

Et ce n’était pas tout.

Le frère de ce pionnier, homme d’honneur et de détermination, remporta onze prix en obtenant son diplôme d’officier de l’armée de l’air brésilienne, recevant même l’épée des mains du président de la République lui-même — geste suprême de reconnaissance et symbole d’une vocation militaire portée à son sommet.

Tous deux, chacun à sa manière, semblaient protégés par la « Main Droite de Dieu » — expression que le jeune Suisse nota dans son journal, avec une révérence silencieuse.

À cet instant, au cœur du XXIIIᵉ siècle, il comprit :
il n’avait pas simplement redécouvert une histoire familiale, mais reconnecté une lignée — un fil invisible tendu à travers les siècles et les océans, tissant un héritage de courage, de traversée et de création.

Texte de Walter Wermelinger, le Brésilien, adapté par Tiago Wermelinger.




Lass uns träumen

 

Wir schreiben das Jahr 2200.
In einem stillen Archiv im Kanton Luzern ordnete ein junger Wermelinger — sorgfältig, neugierig, ein Erbe ohne es zu wissen — vergilbte, alte Lokalzeitungen, als er auf einen unwahrscheinlichen Fund stieß:
eine vergessene Erzählung über die Reise von Walter Otto Wermelinger, der 1967 das kleine Willisau in Richtung Brasilien verlassen hatte, auf Einladung eines Nachkommen der ehemaligen Kolonie Nova Friburgo, die 1819 von Schweizern gegründet worden war.

Es war Juli — Schulferienzeit —, und der junge Archivar, bewegt von einem inneren Ruf seiner Ahnen, beschloss, diese Reise nachzuvollziehen.

Bei seiner Ankunft in Brasilien — einem Land, das seit Jahrzehnten zu den 20 am weitesten entwickelten Nationen der Welt gehörte, mit einem lebendigen und anspruchsvollen Tourismussektor — begann er die Suche nach den Spuren seines fernen Verwandten. Es war nicht einfach: Die Hinweise waren spärlich, die Aufzeichnungen verstreut.

Doch er gab nicht auf.

Er entdeckte, nicht ohne Überraschung, dass dieser brasilianische Wermelinger, obwohl er damals nicht zur wirtschaftlichen Elite gehörte, „den Stein ins Rollen gebracht hatte“ — wie eine Luzerner Zeitung 1969 schrieb.
Erfuhr auch von etwas noch Größerem:
Die Familie Wermelinger, gemeinsam mit zwei weiteren schweizerischen Familien, hatte die ersten Kaffeepflanzungen im Bundesstaat Rio de Janeiro eingeführt — ein Unternehmen, das Jahrzehnte später die Wirtschaft und die kulturelle Landschaft der Region grundlegend verändern sollte.

Und das war nicht alles.

Der Bruder dieses Pioniers — ehrenhaft und entschlossen — gewann elf Auszeichnungen beim Abschluss seiner Ausbildung zum Offizier der brasilianischen Luftwaffe und erhielt sogar den Säbel aus den Händen des Präsidenten der Republik persönlich — die höchste Form der Anerkennung und ein Symbol höchster militärischer Berufung.

Beide, jeder auf seine Weise, schienen unter dem Schutz der „Rechten Hand Gottes“ zu stehen — ein Ausdruck, den der junge Schweizer ehrfürchtig in sein Tagebuch schrieb.

In diesem Moment, im Herzen des 23. Jahrhunderts, wurde ihm klar:
Er hatte nicht nur eine Familiengeschichte wiederentdeckt, sondern ein Band neu geknüpft, einen unsichtbaren Faden, der über Jahrhunderte und Ozeane hinweg ein Vermächtnis aus Mut, Aufbruch und Schöpfung webte.

Text von Walter Wermelinger, dem Brasilianer, adaptiert von Tiago Wermelinger.



Vamos Sonhar




Estamos no ano de 2200.
Num arquivo silencioso do Cantão de Lucerna, um jovem Wermelinger — meticuloso, curioso, herdeiro sem saber — reorganizava velhos jornais locais, amarelados pelo tempo, quando se deparou com um achado improvável:
uma narrativa esquecida sobre a viagem de Walter Otto Wermelinger, que em 1967 deixara a pequena Willisau rumo ao Brasil, atendendo ao convite de um descendente da antiga Colônia de Nova Friburgo, fundada em 1819 por suíços.

Era julho — época de férias escolares — e o jovem arquivista, embalado por um chamado ancestral, decidiu refazer aquela travessia.

Ao chegar ao Brasil — um país que, há décadas, figurava entre as 20 nações mais desenvolvidas do mundo, com um setor turístico vibrante e sofisticado — mergulhou na busca pelas pegadas do parente distante. Não foi simples: os rastros eram esparsos, os registros dispersos.

Mas persistiu.

Descobriu, não sem surpresa, que aquele Wermelinger brasileiro, embora não fosse membro da elite econômica da época, “colocou a pedra para rolar” — como registrou um periódico de Lucerna em 1969.
Soube também de algo ainda maior:
a família Wermelinger, junto com duas outras linhagens suíças, foi responsável pela introdução das primeiras plantações de café no Estado do Rio de Janeiro — um feito que, décadas depois, transformaria a economia e a paisagem cultural da região.

E havia mais.

O irmão desse pioneiro, honrado e obstinado, conquistara onze prêmios ao se formar oficial da Força Aérea Brasileira, recebendo inclusive a espada das mãos do próprio presidente da República — gesto máximo de reconhecimento e símbolo da vocação militar elevada ao ápice.

Ambos, cada qual à sua maneira, pareciam ter sido protegidos pela “Mão Direita de Deus” — expressão que o jovem suíço anotou em seu diário, com reverência silenciosa.

Naquele instante, no coração do século XXIII, ele compreendeu:
não havia apenas redescoberto uma história de família, mas reconectado uma linhagem, um fio invisível que, estendido através dos séculos e dos oceanos, tecia um legado de coragem, travessia e criação.

Texto de Walter Wermelinger,  o Brasileiro, com  adaptação de Tiago Wermelinger.