Die Zeit kroch langsam durch die Ritzen des Holzes, während sich die Gespräche der Erwachsenen in endlosen Tassen Kaffee und altbekannten Geschichten verloren. Auf der Veranda saß Onkel Nico – alt geworden, mit rotgeäderten Augen vom Lauf der Jahre – und empfing seine Nichte, die mit ihren Kindern auf Besuch kam. Sie reisten in einem Chevrolet von 1931 an, einem offenen Wagen mit Stoffverdeck und eiserner Seele.
Während die Erwachsenen plauderten, taten die beiden etwa sechsjährigen Jungen, was Kinder nun mal am besten können: Grenzen übersehen.
Sie kletterten in das alte Auto, als wäre es ein Spielzeug.
Dann — ein leises Klicken: die Handbremse war gelöst.
Das Auto setzte sich in Bewegung, rollte die kleine Anhöhe hinab, immer schneller, immer wilder.
Ein Abgrund lag vor ihnen. Das Unheil war greifbar nah.
Doch als wäre das Schicksal selbst noch milde gegenüber der Unschuld, stellte sich eine dichte Büschel Zitronengras der rollenden Katastrophe in den Weg — und brachte sie sanft, aber bestimmt zum Stillstand.
Nicht die Erwachsenen, sondern das Zitronengras bewahrte die Kinder vor dem Unglück.
An diesem Tag wurde die Fazenda nicht zur Stätte der Trauer, sondern zur lebendigen Erinnerung.
Onkel Nico sah dieses Gras danach nie wieder mit denselben Augen.
Und wer es miterlebte, vergaß es nie:
Kinder sind wild — und manchmal brauchen auch Schutzengel Unterstützung.
Und die Lehre daraus?
Kleine Kinder allein zu lassen heißt, das Unvorhersehbare einzuladen.